Ovid

Orpheus und Eurydike

 

Der antike Mythos von Orpheus und Eurydike stammt aus Thrakien, einer Landschaft, die im Gebiet des heutigen Bulgariens liegt. Die bekannteste literarische Überlieferung findet sich im Zehnten Buch der „Metamorphosen“ von Ovid (43 v.Chr. – 17 n.Chr.). Dort ist Orpheus, Sohn der Muse Kalliope,  als „rhodopeischer Sänger“, also aus dem Gebirge der Rhodopen stammend, benannt.

 

Ovid beschreibt, wie die jung verheiratete Eurydike, eine Quellnymphe, beim Spazieren von einer Schlange gebissen wird und daraufhin stirbt. Von Trauer überwältigt beschließt ihr Gatte Orpheus, ihr in die Unterwelt zu folgen, um sie entweder zurück zu gewinnen oder selbst im Totenreich zu bleiben.

Flehend singt er, „zum Getön der Saiten“ , von seiner Liebe, seiner Trauer, seiner Sehnsucht; sein Gesang ist so ergreifend, dass die blutlosen Toten aufhorchen und weinen. Selbst Pluto und Persephone, die Herrscher der Unterwelt, vermögen es nicht, ihm seine Bitte zu verweigern. Sie rufen Eurydike und geben sie Orpheus zurück, jedoch unter einer Bedingung: dass er die Augen nicht zurück wende, bis sie beide wieder das Tageslicht erreichen.

 

 

Schnell erklommen sie nun durch Todesstille den Fußsteig,

Jäh empor, und düster, umdrängt von dumpfigem Nachtgraun;

Und nicht waren sie ferne dem Rand der oberen Erde.

Jetzo besorgt, sie bleibe zurück, und begierig des Anschauns,

Wandt’ er die Augen voll Lieb’; und sogleich war jene versunken.

Streckend die Arm’, und ringend, gefasst zu sein und zu fassen,

Haschte der Unglückselige nichts, als weichende Lüfte.

Wieder starb sie den Tod; doch nicht ein Laut um den Gatten

Klagete. Konnte sie wohl, so geliebt zu sein, sich beklagen?

Fernher rief sie zuletzt, und kaum den Ohren vernehmlich:

Lebewohl! Und gerafft zu der vorigen Wohnung entflog sie.

 

(Übertragung von Johann Heinrich Voß)

 

Carl Heinrich Graun/ Antonio Villatti

L’Orfeo (1752)

 

Die Oper „L’Orfeo“  von Carl Heinrich Graun wurde am 27.März 1752 in der Berliner Hofoper uraufgeführt. Der –wie in der damaligen Zeit üblich- italienische Text stammt vom Hofpoeten Leopoldo di Villati. Der Originalsage folgend, endet die Oper mit der Rückkehr Orpheus’ ins Leben, an dem er aber nach dem Verlust seiner Gattin keine Freude mehr findet. Die eifersüchtigen Bacchanten, wilde Naturgöttinen, töten ihn daraufhin. Von seinem Vater Apollo wird er in den Himmel geholt; seine Leier als Sternbild ans Firmament gebannt.

Neben  Graun und Villati waren an dieser Aufführung noch der „ königliche Decoratore“  Bellavita und der Ballettmeister Denis beteiligt. Einen Regisseur kannte die damalige Oper noch nicht; dieser Praxis folgen auch wir.

 

„Orpheus an der Elster“

-eine Bearbeitung der Oper „L’Orfeo“ von Carl Heinrich Graun für jugendliche Musiker (2014)

 

Im Jahre 2009 jährte sich zum 250. Mal der Todestag Carl Heinrich Grauns. Graun, ab 1740 Hofkapellmeister unter Friedrich  II., führte gemeinsam mit seinem Bruder Johann Gottlieb das Musikleben Berlins innerhalb kürzester Zeit zu ungeheurer Blüte. Neben der Verpflichtung bedeutender Musiker wie Carl Philipp Emanuel Bach, Joachim Quantz oder der Gebrüder Benda waren es vor allem die zahlreichen Opern Grauns, die das damalige Berlin zu einer der ersten musikalischen Adressen Europas machten. 27 der insgesamt 33 bekannten Opern Carl Heinrich Grauns erlebten hier ihre zumeist heftig umjubelte Uraufführung. Nach dem Tode Grauns wurde es indessen bald still um ihn. Lediglich in Berlin wurden noch hin und wieder seine Werke aufgeführt; seine bekannteste Komposition „Der Tod Jesu“  war immerhin noch bis zum Ende des 19. Jh. in Deutschland weit verbreitet.

 

Carl Heinrich Graun wurde um1702 in Wahrenbrück im heutigen Landkreis Elbe-Elster geboren. Dieser bemüht sich gemeinsam mit seinen verschiedenen Partnern seit vielen Jahren, das Andenken der Gebrüder Graun lebendig zu halten. Die Verleihung des Namens „Gebrüder Graun“ an die Kreismusikschule soll ebenso die Beschäftigung mit ihrer Musik fördern, wie die Einrichtung eines Wettbewerbes und Stiftung des „Graun-Preises“.

 

Im Gegensatz etwa zu Johann Sebastian Bach gibt es von den Grauns kaum „Unterrichtsliteratur“. Carl Heinrich Graun hat seine Opern für hochprofessionelle, in der Regel italienische Sängerinnen und Sänger geschrieben, was natürlich die Pflege seiner Musik durch Schüler und Laien sehr erschwert. Daher entstand die Idee, es einmal auf gänzlich anderem Wege zu versuchen: mit der Bearbeitung einer Oper; zugeschnitten auf die Möglichkeiten der Kreismusikschule. 

 

Mit „L’Orfeo“ von 1752  war die passende Oper schnell gefunden: die Geschichte des jugendlichen Sängers Orpheus, der aus Liebe seiner gestorbenen Freundin Eurydike in die Unterwelt folgt um sie wieder zurück ins Leben zu holen thematisiert Fragen, die auch unsere Schüler beschäftigen. Es geht um Liebe, deren Wert in unserem Leben und es geht natürlich um Gesang, um Musik, um die Macht der Kunst schlechthin. Mit Hilfe eines Arbeitsstipendiums des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg bearbeiteten die Autoren Birgit Wahren (Text) und John Rausek (Musik) diese Oper und erstellten eine Vorlage, nach der die beteiligten Fachlehrer wiederum die endgültige Fassung formten. 

 

 

Wir möchten uns an dieser Stelle  ganz herzlich bei allen bedanken, die dieses ambitionierte Programm bis zum heutigen Tag begleitet und gefördert haben: es ist somit zu einem Projekt des gesamten Landkreises und seiner Bewohner geworden.